1988 - Gut Kalberschnacke

Indianerleben selbst erleben

Ein Originalbericht des Lagers in Kalberschnacke liegt uns leider nicht mehr vor. Daher beschränken wir uns hier darauf, die Lagerzeitung von damals auszugsweise zu reproduzieren. Sollte einer der Urheber damit nicht einverstanden sein, möge er uns davon unterrichten.

28.06.1988:
Wir sind pünktlich um 14.15 Uhr von der Hollager Kirche abgefahren und um 16.30 Uhr in Kalberschnacke angekommen.
Zuerst hat es etwas geregnet. Wir haben die Sachen in die Zelte gebracht und uns in der neuen Bleibe niedergelassen. Nach dem Abendbrot haben wir Spiele zum Kennenlernen gemacht und am Lagerfeuer gesungen. Der Kaplan hat uns dann den ersten Teil aus einem Indianerbuch vorgelesen. Danach mussten wir “ins Bett”, aber wir konnten fast alle noch nicht schlafen. Die Nachtwache zeigte sich noch nicht ganz fit für ihren Dienst, denn sie machte selbst den größten Lärm.

29.06.1988:
Am Dienstag konnten wir gleich bei einem Spiel die Umgebung des Lagers kennenlernen. Ein Naturentdeckungsspiel forderte unseren Scharfsinn als Naturforscher und nebenbei bewährten wir uns als Müllabfuhr des Waldes. Säckeweise Schrott und Müll sammelten wir in unsere Müllbeutel, wobei Henning zum Müllmann ersten Grades gekürt wurde.
Ein Film, “Söhne der Erde”, zeigte uns am Nachmittag, wohin es mit unserer Umwelt und Natur kommt, wenn wir sie weiterhin so ausnutzen und schädigen. Der Indianerhäuptling Seattle hat uns mit seiner vor 100 Jahren gehaltenen Rede eine ganze Menge zu sagen. Rainer half uns anschließend beim bedrucken der T-Shirts. Abends kamen wir in den Genuß zweier erstklassiger Schlagerbands. Zu zwei alten “Schnulzen” lieferten ein Kinder- und ein Leiterteam hervorragende Interpretationen.

30.06.1988:
Am heutigen Morgen spielten wir das Chaos-Spiel, welches sehr chaotisch verlief. Die Hitze und die Sauerländer Berge waren unerträglich. Nach dem Mittageessen war Freizeit angesagt. Wer wollte, konnte sich an Workshops beteiligen. Hier wurden z.B. Pfeil und Bogen und Stirnbänder gefertigt. Die Leiter hatten an diesem Nachmittag eine wohlverdiente Pause, welche zu einem Besuch in Attendorn genutzt wurde. Abends waren Seilspringen und Spiele angesagt. Hierbei wurde das Kitzeln von Leiter geübt. Die Nachtwache hatte die Gruppe vom Kaplan.

01.07.1988:
Bei wunderschönem Wetter führte uns Kaplan in den herrlichen trockenen (?) Frühlingswald. Dort fand ein Geländespiel statt. Die rote Gruppe gewann überlegen. Beide Gruppen fanden nachher den für sie versteckten Schatz, obwohl die grüne Gruppe schlechtere Voraussetzungen hatte. Nachmittags wurde das Indianerbergfest vorbereitet. Einige gingen noch Schwimmen. Nach dem Gottesdienst und einem starken Regenschauer begann um 21.00 Uhr das Bergfest mit Beiträgen von vier Gruppen, den Leitern und guter Musik.
Es wurde ein voller Erfolg. Nach einem nächtlichen Besuch von Trommler und eigenartigen Vorwarnungen der Kochfrauen begann für die Leiter eine lange, kalte Nachtwache.

02.07.1988:
Am Vormittag haben vier Gruppen die hl. Messe vorbereitet. Danach wurden Tortenböden für das Kaffeetrinken belegt. Am Nachmittag steht die hl. Messe auf dem Programm, danach das Kaffeetrinken und die Fahrt zu den Karl-May-Festspielen in Elspe.

03.07.1988:
Sonntag brachte uns der Bus zuerst zum Ramsbecker Bergwerk, in dem es per Bergbahn untertage ging und wir dort einiges zum Erzbergbau erfuhren. Weiter ging es zum Fort Fun, wo wir von einem Karussel zum nächsten taumelten. Besonders beliebt war wohl die Wildwasserbahn, in der man immer wieder auf Hollager traf.
Kaum zurück, der große Schreck, denn da war der Wimpel weg! Frau Sandmann plagte das schlimmste Gewissen aller Zeiten, denn sie hatte den Lagerplatz gehütete. Aber Wimpelklauen bei helligtem Tage ist überhaupt kein Thema. Trotz des anstrengenden Tages mussten sich die kleinen Mädchen durch die Nachtwache quälen.

04.07.1988:
Heute durften wir ausnahmsweise ausschlafen. Ein Wunder!
Nach dem Frühstück haben wir die Leiterolympiade vorbereitet. Daraufhin Mittagessen und anschließend die Möglichkeit, schwimmen zu gehen. Dann fand die Olympiade statt; danach gab es Abendbrot und jetzt folgt das Zeitungsquiz mit der Zusatztaufgabe, aus dem Zeitungsmaterial eine “Lobeshymne auf die Leiter” zu entwerfen.

05.07.1988:
Über Nacht hatten sich fast alle von den Schrecken der Nachwanderung erholt und den “aufgebundenen Bären” verdaut.
Nach dem Frühstück führte uns der Förtser des Reviers den Waldlehrpfad entlang, erzählte viel von seiner Arbeit und den Bedrohungen und Gefährdungen der Natur.
Nach einem Riesentopf Erbsensuppe ging es an die Vorbereitungen für den Abschlussabend.
Um 18.00 Uhr feierten wir eine gemeinsame Dankmesse für das Lager, aßen das Abendbrot und wurden dann von den tollen Beiträgen aus den einzelnen Zelten überrascht.
Um in die ewigen Jagdgründe zu gelangen, musste jeder Indianer noch seine Schuld durch eine entsprechende Strafe sühnen (Beitrag aus der Lagerzeitung s.u.) Schließlich hatten wir großen Spaß beim Tanzen und Fetzen bis Mitternacht … und mehr!

Aus der Rede des Großen Manitu am Abschlussabend:
(Hier sind nur die jeweiligen Vergehen und die dafür vorgesehenen Strafen kurz zusammengefasst.)

Ute Bartke verleugnete den Messdienerwimpel und muß zur Strafe sich dreimal vor dem Wimpel der Messdiener verneigen!

Cornelia Tackenberg hat sich des achttägigen Quasselns ohne unterlass schuldig gemacht. Zur Strafe muss sie für jeden Tag eine minute schweigen. Thomas Werner muss mit Hilfe eines Pflasters die Strafe vollstrecken.

Anja Menkhaus führte als attraktivstes Weibsbild des Lagers einen so aufreizenden Lebensstil, dass sich der Lagerleiter Klaus beim besten Willen nicht mehr auf seine Aufgabe konzentrieren konnte.. Zur Strafe muss sie sich von den kindern zwei Zöpfe flechten lassen.

Helmut Friebe hat hemmungslos Werbung für McDonald´s betrieben und damit die Fast-Food-Unkultur gefördert. zur Strafe muss er einen vitaminreichen Gurkensalat verspeisen.

Stefanie Böwers Vergehen liegt in einem hemmungslosen Klettendasein - sie hängt ständig an den Leitern. Zur Strafe wird sie 15 Minuten lang an einen Stuhl gefesselt.

Sarah Pohlmann forderte allabendlich mütterliche Küsschen und Streicheleinheiten. Dafür musste sie sich einen Gute-Nacht-kuss vom Lagerleiter geben lassen.

Michael Barlag hat mit seinem Lieblingsspruch “So ‘ne Sauerei! Wer macht die Suaerei hier weg?” das deutsche Hausschwein beleidigt. Zur Strafe muss er grunzen: “Jetzt wird die Sau geschlacht…”

Rainer Menkhaus verschmutzte die umwelt akustisch durch Discolärm und hemmungslosen rock. Darum muss er ganz leise “Hänschen-klein” singen.

Ingo Kuhlmann erniedrigte seine Schwester grenzenlos zur Haussklavin, indem er sie sein Geschirr spülen ließ. Zur Strafe muss er nun für beide das Geschirr vom Abendessen spülen.

Thomas Werner Hackländer hat sich zu Schulden kommen lassen, dass er so cool ist und durch nichts aus der Ruhe gerät. Dafür muss er eine halbe Minute Hektik verbreiten.

Astrid Schulte-Silberkuhl hat die Gesundheit eines Leiters, Rainer Menkhaus, mutwillig gefährdet, indem sie wiederholt Lachkrämpfe provozierte. zur Strafe muss sie Rainer einmal ernst ansehen.

Martina Heine führt heimlich ein Doppelleben als “Jane”. Dafür soll sie den Original-Tarzanschrei wiederholen.

Markus Schwegmann erzählt soviel Blödsinn und geht derLagerleitung mit beständigen Fragen an die Nerven. Zur Strafe muss er Klaus das Versprechen geben, morgen keine einzige Frage zu stellen.

Hans-Jürgen Gretzmann wird die Peep-Show beim Baden vorgeworfen und damit die sittliche Gefährdung der Strandbesucher. Er muss zur Lagerleitung gehen und sagen: “Ich will ab heute immer lieb und anständig sein.”

Andreas Tewes tauchte wehrlose Kochfrauen wiederholt brutal unter und gefährdete die Lebensmittelversorgung des ganzen Lagers. Dafür muss er Frau Sandmann etwas “Schönes” zu trinken bringen.

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